Kunst ist für alle da! – Unser Projekt rund um den Künstler Keith Haring

In dieser Woche war es endlich so weit: die Projekttage standen an. Auf dem Programm stand eine Woche, in der sich alles rund um die Kunst drehen sollte. Da war die Begeisterung bei den meisten Kindern groß – auch bei ihrer Lehrerin.

Bis zum Schluss blieb es spannend, was die Kinder in der Projektwoche erwarten würde – beziehungsweise mit welchem Künstler sie sich beschäftigen. Das „Geheimnis“ wurde dann pünktlich am Montag gelüftet: Die Zweitklässler beschäftigen sich mit dem amerikanischen Pop – Art – Künstler Keith Haring.

??? Ganz klar – da war natürlich zunächst ein großes Fragezeichen auf den Gesichtern der Kinder zu sehen. Wer ist das? Noch nie gehört. Kennen wir seine Kunst bereits?

Die Vorstellung eines Bilderbuches sorgte dafür, dass wir einen tieferen Einblick in das Leben und die Kunstwerke Keith Harings bekamen. Tatsächlich gab es beim Betrachten einzelner Werke bei einzelnen Kindern ein Wiedererkennen. Bei einem Lesespaziergang und dem anschließenden Bearbeiten eines Heftes lernten alle mehr über die Kunst – Ikone.

WER also ist Keith Haring? Schon bald wurde klar, dass die Frage lauten muss: Wer WAR Keith Haring?

Tatsächlich verstarb er mit jungen 31 Jahren an Aids. 1958 in Pennsylvania geboren und 1990 gestorben zählt er heute zu den einflussreichsten Künstlern der jüngeren Kunstgeschichte und prägte mit seinem unverkennbaren Stil die New Yorker Kunstszene. Er malte zwischen 1980 und 1985 mit weißer Tafelkreide auf die schwarzen Oberflächen ungenutzter Werbetafeln des New Yorker U-Bahn-Netzes seine figürlichen Zeichen. Seine „Subway Drawings“, ließen ihn schnell über die Grenzen der New Yorker Street Art-Szene hinaus zu einer Berühmtheit werden. Zudem erstellte er große Wandmalereien und Installationen.

In cartoonhaftem Stil erstellt erkennt man Harings Figuren daran, dass sie keine Gesichter und schwarze, kräftige Umrandungen aufweisen. Mit seinen einheitlichen Figuren wollte er zeigen, dass alle Menschen gleich sind. Ebenso typisch sind starke Kontraste, grelle Töne und Bewegungslinien. So sieht man oft bellende Hunde, zappelnde Strichfiguren, Herzen oder krabbelnde Babys.

Alles Gelernte über Keith wurde auf Plakaten festgehalten.

Die Preise von Harings druckgrafischen Arbeiten sind in den letzten Jahren teilweise um mehrere hundert Prozent gestiegen. Sie zählen aktuell – neben denen von Pop-Art-Ikonen wie Warhol und Lichtenstein – zu den am stärksten gefragten Kunstwerken in den USA. 

„Kunst ist für alle da!“

Haring hatte den Anspruch, seine Kunst jedermann zugänglich zu machen. Dieser Wunsch wurde sofort von allen Schülerinnen und Schülern verstanden. Schließlich wollte man mit der geplanten Ausstellung die eigene Kunst ebenfalls für alle sichtbar und „greifbar“ machen.

Keith wollte mit einem großen Publikum kommunizieren. So wurde er „Sprachrohr“ seiner Generation. Dabei ging er Fragen wie Geburt, Liebe, Krieg und Tod nach. Auf brisante Themen wie Diktatur, Rassismus, Drogensucht, Homophobie und Umweltzerstörung machte er ebenfalls aufmerksam.

Sein großes Ziel war die Veränderung in der Gesellschaft. Um diese Verbesserungen zu erreichen, nutzte er die Macht der Kunst. Sie sollte für die schwierigen Themen sensibilisieren und zum Nachdenken anregen. Demnach wollte er „Botschaften“ vermitteln.

Auch das schien allen einleuchtend. Wie praktisch wäre es, seine Gedanken und Gefühle mit eigenen Werken begreifbar machen zu können, sich selbst mitzuteilen ohne Worte?  

„Die Wirklichkeit der Kunst beginnt in den Augen des Betrachters.“

Tatsächlich wurde nach und nach klar, dass wir alle Kunst erschaffen und somit zur Künstlerin oder zum Künstler werden können.

Nachdem der Künstler und sein Leben bei den Kindern bekannt waren, ging es an die Betrachtung der Werke und um die Botschaften, die dahinterstehen. Die Kinder arbeiteten typische Merkmale heraus. Die Fragen „Was seht ihr? Wie wurde gearbeitet? Welche besonderen Merkmale fallen euch auf? Welche Botschaft wird vermittelt? Welche Gefühle löst es bei euch aus?“ standen im Vordergrund.

Dem Werk „Three dancing figures“ wurden die Attribute Freiheit, Bewegung, Ausdruck, Gemeinschaft und Lebensfreude zugeteilt. „Barking dog“ stand für Schutz, Wachsamkeit, Treue, Freundschaft, Lautstärke und Mitteilung.

Die Kinder stellten einzeln und in Gruppen unterschiedliche Werke und individuelle Gefühle nach.

Anschließend ging es an die eigene Produktion. Figuren wurden geknetet, aus Ton oder Pappmaché modelliert, in Lebensgröße gezeichnet und gemalt. Akrobatische und tanzende Figuren aus Pfeifenputzern entstanden.

So entstanden unter anderem eigene künstlerische Versionen von „Radiant baby“, „Three dancing figures“, „Best buddies“ und „The barking dog“.

Welches Gefühl möchte ich vermitteln? Eine gebastelte bewegliche Gliederpuppe sowie ein kleiner Zeichenkurs halfen beim Erstellen eines eigenen Gemäldes mit einer ausdrucksstarken Figur.

Auch ein Gemeinschaftsbild der Klasse wurde erschaffen. Die Botschaft dahinter? Klar: Gemeinsam sind wir stark!

Darüber hinaus erstellten die Kinder eigene Hefte mit Wissen und künstlerischen Experimenten zu Keith Haring. Ein Arbeitsblatt beinhaltete beispielsweise die Frage: „Was könnte die Welt zu einem besseren Ort machen?“ Begriffe wie „Liebe“, „Rücksicht“, „Freundschaft“ und „keine Mauern aufbauen“ fielen den Kindern ein. Beeindruckend!

All dies und noch mehr wurden mit Stolz in der abschließenden Kunstausstellung am Freitag präsentiert.  In einer Diashow konnten zudem wichtige Momente unserer Projektwoche nachverfolgt werden. Es war toll, was die Kinder in dieser kurzen Zeit mit viel Engagement, Motivation und gegenseitiger Unterstützung geschafft haben.

Bisher war Kunst vielen so bekannt: ein dekoratives Bild hängt im Wohnzimmer. Alles soll „schön“ aussehen.

Inwiefern könnte sich die Bedeutung der Kunst bei dem ein oder anderen Kind verändert haben?  Zuletzt lassen sich die (möglichen) Lerneffekte nach der Auseinandersetzung mit Keith Haring so zusammenfassen:

Kunst ist für alle da.

Kunst liegt in den Augen des Betrachters.

Jeder kann Kunst erschaffen.

Wir können über die Kunst Botschaften vermitteln.

Kunst kann zum Nachdenken und Hinterfragen anregen – sie kann verändern.

Mit der Kunst kann es uns gelingen, dass wir uns besser fühlen.

Es geht nicht um das perfekte Ergebnis – der Prozess und die Botschaft dahinter stehen im Vordergrund.

 

Wir hatten eine wunderbare Woche und ich bin stolz auf alle Kinder und die neuen Erkenntnisse!