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Stammtisch war Arbeitsplatz
Die langjährige Schulleiterin Lucie Knoop erinnert sich an ihre ersten Tage in Helmlingen
Der Name von Lucie Knoop ist eng verbunden mit der Helmlinger Grundschule, die morgen das 50-jährige Jubiläum feiert. Lucie Knoop übernahm nach dem Umzug in das neue Gebäude die Schulleitung. Fast auf den Tag genau vor 30 Jahren trat sie als Leiterin in den Ruhestand.
08.07.2011 – Rheinau-Helmlingen. Der Start von Lucie Knoop in Helmlingen war nicht einfach. Sie kam im Mai 1959 von Potsdam in den heutigen Stadtteil von Rheinau. Es entbrannte ein edler Wettstreit zwischen den Schulleitern Durban aus Freistett und Scheytt aus Helmlingen, wo die neue Lehrerin unterrichten sollte Der Beschluss vom Schulamt war schnell gefasst: »Wer eine Wohnung stellt, bekommt die Lehrerin«, hatte der Helmlinger Paul Scheytt die Nase vorn.
Ihre Arbeit begann sie noch im alten Schulhaus. »Aufgrund der Raumnot wurde ich mit zwei Klassen in den Bürgersaal verfrachtet«, begann ihr Unterricht im gegenüberliegenden Rathaus.
Vier Monate Gasthaus
Die Anfänge gestalteten sich aber schwierig. Zunächst sollte Lucie Knoop mit ihrer Mutter für drei Tage im Gasthaus »Grüner Baum« bleiben. Daraus wurden dann vier Monate.
Die Kinder der Wirtefamilie Klotter wurden ins Elternschlafzimmer umquartiert. Allerdings war in dem kleinen Zimmer nur Platz für zwei Betten, einen Schrank und einen Stuhl, aber nicht für einen Tisch.
Arbeit am Stammtisch
Notgedrungen wich sie an den Stammtisch der Gaststätte aus, wo sie ihre Vorbereitungen für den Unterricht traf. »Hier habe ich dann die Väter der Schüler kennengelernt“, erinnert sich die ehemalige Schulleiterin. Seit 1964 wohnt sie nun in der damals gebauten Lehrerwohnung am Stein.
Nächstes Problem war die Sprache. »Durch den Helmlinger Dialekt habe ich am Anfang kein Wort verstanden«, erinnert sich Lucie Knoop, die schnell Abhilfe schaffte: »Die Schule ist dazu da, dass die hochdeutsche Sprache gepflegt wird«, duldete sie im Unterricht keinen Dialekt.
»Ich konnte ja nicht zugeben, dass ich nichts verstehe, denn immerhin kam ich mit 13 Jahren Erfahrung in der Schulleitung nach Helmlingen«, umging sie elegant diese Differenzen. In ihrer Unterrichtszeit wurde zudem noch erhöhten Wert auf die Schönschrift gelegt.
Neue Heimat
Geboren im Erzgebirge, als Direktorin in Dresden und Potsdam beruflich angestellt, siedelte Lucie Knoop mit ihrer Mutter 1959 von der damaligen DDR in die Bundesrepublik über. In Helmlingen fand sie eine neue Heimat. In ihrer Freizeit leitete sie über 35 Jahre die Turnerfrauen beim TuS Helmlingen. Im Alter von 75 Jahren gab sie dieses Amt ab. Sie ist heute aber noch dabei, denn der Zusammenhalt in der Gymnastikgruppe ist geblieben. Lucie Knoop leistete an der Helmlinger Grundschule Pionierarbeit, die von ihren Nachfolgern Johannes Hahn und Mona Fischer-Lotz fortgeführt wurde.
Reiselustig
»Ich war über die gesamte Zeit gerne Lehrerin, habe aber auch gerne meinen Beruf aufgegeben«, denn sie hatte im Ruhestand nun mehr Zeit zum Reisen: »China, Neuseeland, Mexiko oder Südafrika; ich habe viel von der Welt gesehen«, blickt sie heute zurück. Mit ihren 92 Jahren hat sie die Vergangenheit durch das 50-jährige Schuljubiläum wieder eingeholt. Sie wird beim Festakt auf ehemalige Lehrer und Hausmeister treffen, die ihr Kommen zugesagt haben. Ihr nächstes Ziel hat sie bereits fest im Blick: »Ich wurde 1933 konfirmiert und kann in zwei Jahren die 80-jährige Konfirmation feiern«, freut sich Lucie Knoop schon jetzt auf dieses Fest.
Jubiläumsfest
Am morgigen Samstag wird das 50-jährige Bestehen der Grundschule Helmlingen gefeiert.
Das Programm:
12 Uhr: Eröffnung durch den Schulchor; Aufführung »Max und Moritz«; Einweihung Waldlehrpfad.
13 – 16 Uhr: Luftballonwettbewerb; Bastelaktionen; Spielstraße.
14 Uhr/15.30 Uhr: Historische Schulstunde; Ausstellung 50 Jahre Grundschule.
18 Uhr: Treffen der Ehemaligen ab dem Schuljahr 1961.
19 Uhr: Festakt; Historische Schulstunde mit Ehrengästen.
